Braucht Europa bessere Normen und Gesetze für den Umgang mit Neurotechnologien? Neurotechnologien ermöglichen die Sichtbarmachung und Ansteuerung der Gehirnaktivität und können invasiv sowie nicht-invasiv sein. Falls man diese Frage mit Ja beantwortet, welche Gesetze wären somit notwendig, um die Würde, Privatsphäre und Gesundheit der Europäer:innen zu schützen?
Im Auftrag des Europäischen Parlaments hat ein Team der Universität Graz eine Studie im Bereich der Neurotechnologien durchgeführt. Projektleiter Guilherme Wood und das interdisziplinäre Projektteam beschäftigten sich mit den psychologischen (Guilherme Wood und Lisa Berger), rechtlichen (Elisabeth Staudegger und Petra Zandonella), sozialen (Juliane Jarke und Gwendolin Barnard) und ethischen (Thomas Gremsl und Eugen Dolezal) Implikationen von Neurotechnologien.
Ihre Studie hat festgestellt, dass nicht nur hochinvasive Neurotechnologien (z. B. das Neuralink-System) neue Herausforderungen darstellen, sondern auch die Gesamtheit der invasiven und nicht-invasiven Neurotechnologien. Dies ist darin begründet, dass solche Technologien zusammen ein sozio-technisches Ökosystem bilden, in dem übermäßiger Optimismus herrscht, das sogenannte „Neuroenchantment“. Neuroenchantment vermindert das kritische Denken und lässt neue normative Werte entstehen, welche einen Konflikt mit europäischen Werten und Gesetzen hervorrufen können.
Die Studie wurde am 25.04.2024 in Straßburg vorgestellt und wird demnächst von der STOA veröffentlicht.